Alles wird neu!

Willkommen auf thorsten-lobert.de! Was ist nicht alles seit der letzten Seite Aktualisierung passiert? Hauskauf, Hochzeit, 1. Geburt, neue Band, 2. Geburt, zwischen durch immer Renovieren, Sanieren und Umbauen, Musik machen, Konstruieren, Erfinden und Songs schreiben….

Für all das, was ich tue, ist ein Leben eigentlich viel zu kurz! Aber dennoch bin ich jeden Tag aktiv und nur selten kommt bis zum Abend nichts neuer heraus. Nur diese schöne Webseite hab ich lange vernachlässigt. Das werde ich nun nachholen und in den kommenden Wochen und Monaten Mal ganz neue Seiten (Achtung Wortspiel) von mir zeigen. Ich hab einen neuen Webhoster und nutze nun WordPress. Wie gesagt, alles wird neu!

Also viel Spaß beim lesen!

Schräger Raum

Für die Jubiläumssendung zum 25. Geburtstag des Fernsehsenders RTL sowie für die Sendung „World of Comedy“ im Jahr 2009 habe ich bei Stage Kinetik eine Konstruktion aus Aluminiumtraversen entworfen und statisch berechnet, die mit Hilfe einer Seilwinde um bis zu 120° je Seite gedreht werden konnte. Der bespielbare Raum hatte eine Größe von 4x4x4m und wurde hierfür in unserer Lagerhalle 3 aufgebaut. Dekobauer haben dann die Kulissen montiert und an mehreren Tagen in Castrop-Rauxel mehrere verschiedene Sequenzen produziert. Die Kamera war hierzu auf einer Konsole mit dem Traversenrahmen verbunden, so dass es aussah, als wäre es ein normaler Raum, nur dass sich hier die Gesetze der Schwerkraft aufheben würden…..

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Sonnenbrille

Die Sonnenbrille war ein Projekt für zwei Konzerte des Niederländischen Popstars Gerard Joling mit dem Titel „Only for your Eyes“ auf dem Festivalgelände in Spaarnwoude im September 2008. Die Konstruktion diente als „Vorhang“ der fast 40m breiten und 15m tiefen Bühne. Die Brille wurde in Zusammenarbeit mit „Creative Constructions“ aus den Niederlanden geplant und hergestellt. Ein Fachwerk aus Aluminiumrohren nahm die winddurchlässige Folie auf, die eine 12m hohe und 37m breiten Brille darstellte. Alleine dieses Fachwerk wog etwa 1200 kg.

Die Aufgabe von Stage Kinetik bestand darin, eine Tragkonstruktion zu schaffen, die einerseits die  Windlast von bis zu 2,8 Tonnen (bei Windstärke 5) bei einer lichten Breite von mindestens 35m tragen, und andererseits die besamte Brille um 9m in die Höhe fahren konnte.

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Reden

In der guten, deutschen Sprache
kann man labern, plappern, sagen.
Auch wenn viele, viele Leute
doch gar nichts zu sagen haben!

Sie können quatschen, sich unterhalten,
wie die Jungen, so die Alten.
Sie können sprechen und erfragen,
rezitieren und vortragen.

Sie können Reden halten und doch nichts sagen!

Thorsten Lobert, 1998

Unser Balkon

Im Jahr 2015 haben wir auf der Rückseite unseres Hauses einen Balkon angebaut. Als Statiker und Konstrukteur war es für mich nicht allzu schwer, die Konstruktion zu entwerfen und statisch zu dimensionieren. Der Balkon sollte vor den beiden bodentiefen Balkontüren des Esszimmers gebaut werden.

Zunächst wollte ich den Balkon aus Stahlträgern herstellen lassen. Nach reichlicher Überlegung entschied ich mich dann aber dafür, die Konstruktion aus Holz zu bauen. Das hatte zwei Gründe. Zum einen war die Konstruktion aus Holz in der Herstellung günstiger als die Stahlvariante. Zum anderen war ich in der Lage, eine Holzkonstruktion alleine, ohne fremde Hilfe, herzustellen und zu montieren.

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Kapitel 1: Und dann kam Tanja

Kapitel 1: Und dann kam Tanja

Erster Auszug aus meiner kleinen Autobiographie…

Veränderungen brauchen Zeit. Manche Veränderungen dauern nur Minuten, andere Jahrzehnte. Bei mir waren es knapp drei Jahre, in denen sich mein Leben von einem alleinstehenden Mittdreißiger in einer Mietwohnung zu einem verheirateten Familienvater in einer eigenen Doppelhaushälfte wandelte. Und so wurden die Träume, die seit mindestens einem Jahrzehnt in mit wohnten und die ich schon fast vergessen wollte, Wirklichkeit.

Alles begann damit, dass ich am 7. April 2012 zu einem 30. Geburtstag eingeladen war und ich dieser Einladung sehr gerne folgte. Bei dem Geburtstagskind handelte es sich um einen guten Freund. Er spielte seit etwa zwei Jahren in der gleichen Band wie ich Gitarre und wir verstanden uns ganz gut. Wir waren nicht die allerbesten Musiker und ich würde behaupten, wir hätten dies niemals angestrebt, aber wir hatten Spaß bei der Sache. Wir coverten Songs von Pink, Melissa Etheridge und anderen Pop-Rock-Größen der Musikgeschichte und hatten in den vergangenen Jahren auch ein paar eigene Songs geschrieben, die bei denen, die sie hörten, gut ankam, auch ohne dass sie Geld für eine solche Aussage bekommen hätten.

Aber zurück zur Geschichte. Ich fuhr also an jenem Abend von Bottrop aus nach Dinslaken, wo die Party stattfand. Ich war bereits zuvor zwei, drei Mal in dieser eher kleineren Stadt im Kreis Wesel gewesen, aber so richtig erschließen wollte sich die Straßenführung noch nicht. Man fuhr von der Autobahn ab, fuhr über eine Landstraße, über die Emscher bog dann rechts ab, um diesen Fluss ein weiteres Mal zu überqueren.   Aber mein Navigationssystem brachte mich zielstrebig zum Ort des Geschehens, einem kleinen Saal in mitten einer Kleingartenanlage. Auf dem Parkplatz war für den nächsten Tag ein Werbeplakat für ein Monster-Truck-Rennen auf diesem Parkplatz. Und ein Autotransporter mit Schrottreifen Autos und einem der Monster-Truck stand schon wartend am Seitenrand. Hoffentlich komme ich hier noch rechtzeitig raus. Mein kleiner Twingo wäre wohl das ideale Fressen für ein solches Fahrzeug.

Die ersten Minuten des Abends waren eher nicht erwähnenswert. Ich gratulierte dem Geburtstagskind, begrüßte ein paar der Gäste, die ich kannte, nahm mir was zu essen von dem reichhaltigen Buffet und an einem Tisch platz, an dem ein ehemaliger Schlagzeuger von uns saß. Wir unterhielten uns angeregt und leerten das eine oder andere Glas. Da ich keinen Alkohol trank, waren diese meist mit Cola gefüllt. Nach etwa zwei Stunden machte sich die Gruppe um den Schlagzeuger auf den Weg nach Hause und ließ mich am Tisch sitzen. Während ich noch überlegte, ob ich noch lange bleiben würde, kam ein junger Mann von der Theke her zu mir an den Tisch und sagte: „Siehst du die da vorne an der Theke? Das ist Tanja und ich will das du jetzt zu ihr gehst und mit ihr redest!“ Im Gegensatz zu mir hatte mein Gegenüber bisher an diesem Abend nicht nur Cola in seinem Glas gehabt und ein einfaches „Ich werde gleich mal hin gehen.“, reichte ihm als Antwort nicht aus. Behaglich redete er weiter auf mich ein, dass ich doch zu ihr gehen sollte. Sie wolle mich unbedingt kennenlernen und noch einiges andere, was ich aber schnell wieder vergessen wollte. Nachdem ich ihm glaubhaft versichert hatte, dass ich gleich, wenn mein Glas leer ist, zu dieser jungen Dame an den Tresen kommen würde, verschwand er. Nicht aber ohne Gesten zu machen, bei denen er sich auf die Armbanduhr tippte. Als ich nach zwei weiteren Schlucken aus meinem Glas fast im Begriff war, mir eine neue Cola zu holen um dann mit dieser Tanja zu reden, kam der Hartnäckige wieder zu mir und fragte wieder, wann ich denn kommen wollte. OK, dachte ich mir. Ich hab ja nichts zu verlieren und ging einfach mal zur Theke, bestellte eine Cola und stellte mich dann zu der bis dahin noch Unbekannten.

Fortsetzung folgt…

Kapitel 8: Loch im Kopf

In den Sommerferien 1986 habe ich mit vielen anderen Nachbarskindern auf einer großen Brachfläche hinter den Häusern auf der anderen Seite der Straße gespielt. Zu der Gruppe gehörten mein Bruder, sein Schulfreund Thomas mit seinen beiden Brüdern, Stefan, aus dem Haus gegenüber und noch einige andere Kinder, an die ich mich nicht mehr genau erinnern kann.

Wir spielten immer Räuber und Gendarm und bauten uns aus Sperrmüll und Ästen einen kleinen Unterschlupf. Irgendwann bastelten wir uns aus Stöcken und einem starken Band Flitzebögen. Aus langen, geraden Stöcken schnitzten wir uns Pfeile und schossen damit auf verschiedene Ziele.

An einem Nachmittag war auch Christoph, ein Freund, den ich noch aus dem Kindergarten kannte, auf dem Platz. Da wir uns lange nicht gesehen hatten, zogen wir uns in den Garten seiner Eltern zurück, der an das unbebaute Grundstück grenzte, um allein spielen zu können.

Einer der Jungen, der ein paar Häuser weiter wohnte und als Raufbold bekannt war, besaß statt eines selbst gebastelten Bogens einen professionellen Bogen, einen sogenannten Bärentöter. Der schoss natürlich viel präziser und weiter als die anderen selbstgebauten Bögen. Außerdem hatte der Junge seine Pfeile mit Nägeln gespickt, damit sie besser fliegen und ihr Ziel treffen. Immer wieder forderte er uns auf, wieder auf den Platz zu kommen und mitzuspielen. Aber wir hatten keine Lust mehr. Irgendwann flogen Pfeile durch die dichte Hecke. Wir waren wütend, warum man uns nicht einfach in Ruhe ließ.

Mein Bruder, der irgendwo auf der anderen Seite der Hecke spielte, merkte nicht, in welcher Situation wir uns befanden. Und dann passierte es. Ein Pfeil flog fast lautlos durch die Hecke auf mich zu. Ich stand mit dem Rücken zum Schützen, als mich der Pfeil plötzlich am Hinterkopf traf. Wütend rannte ich durch eine kleine Lücke in der Hecke auf den Jungen zu und schrie ihn an, warum er auf mich schieße. Er rannte weg und ich folgte ihm. Ich war schon etwas dicker als der Junge, den ich verfolgte, aber das fiel unter den Umständen kaum auf. Ich verfolgte ihn fast 300 Meter über das Feld bis zur Johannesstraße, wo er nach Hause lief. Als ich merkte, dass ich ihn nicht mehr einholen konnte, rannte ich zu den anderen zurück. Ich ahnte nicht, was mein Bruder kurz darauf feststellen sollte. In meinem Hinterkopf steckte zwischen den dichten Haaren noch die Spitze des Pfeils, der mich getroffen hatte, der Rest war abgebrochen. Zum Glück blutete es kaum.

Plötzlich wurde mir übel. Mein Bruder und die anderen Jungen brachten mich nach Hause. Meine Mutter rief sofort meinen Vater an und wir fuhren ins Knappschaftskrankenhaus am anderen Ende der Stadt. In der Notaufnahme wurde ich sofort in ein Behandlungszimmer gebracht und der Arzt schaute sich den abgebrochenen Ast in meinem Schädel genauer an und wir erzählten, was passiert war und dass es vielleicht ein Nagel in dem Pfeil gewesen sein könnte. Da ich noch laufen konnte, sollten wir erst einmal zum Röntgen gehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir die Röntgenbilder in der Hand und selbst wir als medizinische Laien konnten sehen, dass kein Nagel zu sehen war.

Zurück in der Notaufnahme wurde ich in den Operationssaal gebracht. Ich musste mich alleine auf den OP-Tisch setzen, während der Arzt ein Tablett mit verschiedenen Pinzetten, Skalpellen, Zangen und anderem OP-Besteck vorbereitete. Dann schaute er mich an und sagte: „Nimm das hier. Dann stellte er sich hinter mich und zog mit der Pinzette den Rest des Pfeils heraus. Die Wunde hatte schon aufgehört zu bluten. Ich bekam einen großzügigen Verband und wurde entlassen. Ich sollte mich ausruhen und meine Eltern sollten auf Anzeichen einer Gehirnerschütterung achten.

Als wir wieder zu Hause waren, ging meine Mutter mit mir zu den Eltern des Jungen, der geschossen hatte. Sie nahmen ihm den Bogen weg, und in den nächsten Wochen spielte er nicht mehr mit uns.

Für den nächsten Schultag bekam ich im Krankenhaus ein Attest. Aber anstatt am nächsten Tag zu Hause zu bleiben, ging ich in die Schule und erzählte allen stolz meine Geschichte, wie ich mit einem Flitzebogen angeschossen worden war.

Einen anderen Unfall mit einer Platzwunde an der Stirn hatte ich einige Jahre zuvor. Damals, im Alter von etwa 6 Jahren, bemerkte ich, dass mir schwindelig wurde, wenn ich mich längere Zeit um die eigene Achse drehte. Das hat wohl jeder schon einmal erlebt. Meine Eltern haben mich ermahnt, damit aufzuhören, bevor ich noch irgendwo gegenlaufe.

Aber wie man als Kind nun Mal so ist, will man nicht auf seine Eltern hören. Und so drehte ich mich auch auf dem Hof hinter unserem Haus, auf dem mein Papa damals seine gelben Ford Taunus gewaschen hatte. Es war etwa gegen 16 Uhr, als ich zu taumeln begann und dann ohne Kontrolle mit der Schläfe gegen die Mauer an der Treppe knallte. Sofort schoss das Blut aus meiner Stirn. Meine Mutter hielt mich fest und mein Vater holte aus der Garage schnell ein paar weiße Tücher, die normalerweise zum Aufsaugen von Öl genutzt wurden. Lange sollten die Tücher nicht weiß bleiben. Ein Tuch nach dem anderen saugten sich voll Blut, das aus eine Platzwunde direkt an der Augenbraue lief es unaufhaltsam weiter. Kurzerhand packten mich meine Eltern auf den Rücksitz des offenstehenden Autos und wir fuhren zur etwa ein Kilometer entfernten Hausarzt-Praxis von Dr. Amazadeh. Er war Chirurg und dort war ich bestens aufgehoben. Schnell wurde ich in den OP der Praxis gebracht. Ich erinnere mich noch genau, wie er meiner Mutter sagte, dass sie sich auf den Stuhl setzten sollte, während er seine Zigarette in einem Aschenbecher an der Wand ausdrückte. Damals war es noch vollkommen normal, selbst in einer Arztpraxis zu rauchen.

Aber den Stuhl hatte mein Vater nötiger, weil er kein Blut sehen konnte und so nahm er Platz, während meine Mutter meine Hand hielt. Nachdem die Stelle mit einer Spritze betäubt würde, nähte der Arzt die Platzwunde mit drei Stichen. Ich bekam noch ein Pflaster auf die Wunde und wor konnten nach wenigen Minuten die Arztpraxis wieder verlassen.

Heute erinnert mich immer noch die kleine Narbe über meinem rechten Auge an diesen Tag. Und jedes Mal, wenn meine Kinder anfangen sich zu drehen, damit ihnen auch schwindelig wird, ermahnen ich sie. Ich erzähle Dann immer, dass ich mich Mal böse verletzt habe und dass sie es besser nicht machen sollten. Aber wie Kinder nun Mal sind, hören sie nicht auf ihre Eltern und machen munter weiter, genauso wie ich damals.

Kapitel 4: Die ersten Jahre

An die ersten drei Lebensjahre kann ich mich nicht erinnern, wie wohl die meisten Menschen. Es gibt zahlreiche Fotos aus dieser Zeit und die Geschichten dazu, die mir meine Eltern erzählt haben. Eines dieser Fotos zeigt mich als kleines Baby. Da bin ich erst ein paar Monate alt. Ich liege auf einer Decke auf dem Wohnzimmerboden. Neben mir liegt mein Bruder. Ein kleiner Junge mit vier Jahren. Unter dem Bild hat meine Mama geschrieben: Andreas passt auf Thorsten auf. Als Kind, also zu der Zeit, als ich mich dann schon erinnern konnte, dachte ich immer, wenn ich diese Bild sah: Wow! Meine Eltern hatten ja ein riesiges Vertrauen in meinen Bruder, der mich alleine betreut, während meine Eltern vielleicht gerade irgendwo etwas einkaufen sind oder im Garten oder sonst wo. Mein großer Bruder musste stolz darauf sein, dachte ich lange. Erst lange Zeit später, als ich so acht oder neun Jahre alt war, dachte ich mir dann, wer hat denn dann bitte das Foto gemacht? Er hat doch alleine auf mich aufgepasst und einen Selbstauslöser gab‘s an unseren Fotoapparaten nicht?

Das erste Ereignis, an dass ich mich noch zurück erinnern kann, war mein dritter Geburtstag. Die Erinnerung beginnt damit, dass ich in der Küche spielte. Ich hatte einen Zirkuswagen von Playmobil geschenkt bekommen.  Das ich dabei drei Jahre alt wurde, war mir mein ganzes Leben so bewusst, bis ich jetzt gerade einmal recherchiert habe und feststellen musste, dass der Zirkuswohnwagen mit der Nummer 3477 erst im Juli 1982 verkauft wurde. 

Vielleicht war es dann doch ein früheres Ereignis, welches mir auch noch tief im Kopf eingebrannt ist. Ich hatte, wie wohl die meisten Kinder hierzulande, ein Bobbycar, in rot. Mit dem bin ich wohl immer durch unseren Garten und den Hof gerast. Dabei ist wohl irgendwann ein Rad abgebrochen. Mein Opa, der gelernter Schreiner war, sollte das wieder reparieren. Also fuhren wir, mit dem Bobbycar im Kofferraum, zu meinen Großeltern, die wir mindestens 2 Mal die Woche besucht hatten. Ich war dabei, als mein Vater meinem Opa das Bobbycar in die Werkstatt gebracht hatte. Das war das letzte Mal, dass ich mein geliebtes Bobbycar gesehen hatte. Mein Opa hatte es scheinbar nicht reparieren können und somit konnte ich damit nicht mehr spielen. (Heute bin ich der, dem meine Kinder regelmäßig Spielzeug in meine Werkstatt bringen, das ich dann reparieren soll.)

v.l.n.r.: Oma Anni, ich, meine Mama Brigitte, stehend mein Opa Anton, meine Uroma (etwa 1980)

Ich kann mich auch ein einen Tag in meinem frühkindlichen Leben erinnern, an dem unsere Ur-Großmutter zu Besuch kam. Eine uralte Frau, sehr dünn. Ich hatte, wie so oft, meinen alten ausgedienten Fotoapparat in der braunen Ledertasche um meinen Hals und machte von allem und jedem fiktive Fotos. Dass es so war, davon zeugen zahlreiche Fotos, die allerdings meine Eltern von mir gemacht hatten. Ob ich mich an diesen Tag aber wirklich erinnern kann, oder ob er durch die Fotos in meinem Kopf geblieben ist, kann ich aber nicht mit 100%iger Sicherheit sagen.

Kapitel 2: Meine Geburt (1977)

Oder: Wie alles begann!

Ich erblickte am Freitag, dem 16. September 1977 um 19:57 Uhr das Licht der Welt, pünktlich zur Tagesschau. Dort hätte ich, wenn wir damals ein Fernseher im Kreißsaal des Knappschafts-Krankenhauses in Bottrop gehabt hätte, sehen können, dass die Opernsängerin Maria Callas und der Sänger und Gitarrist Marc Bolan von der Band T-Rex an diesem Tag gestorben waren.  Bundeskanzler Helmut Schmidt hatte am Mittag eine Regierungserklärung zum Fall des Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer abgegeben, der elf Tage zuvor von der RAF entführt wurde.  Und der Bundespostminister, ja sowas gab es damals noch, kündigte die Einführung eines Zeittakt-System für Telefongebühren bei Ortsgesprächen an, die es so bis dahin nur für Ferngespräche gab.

ich, kurz nach meiner Geburt
Ich kurz nach meiner Geburt

Selbst wenn es damals einen Fernseher gegeben hätte, hätte es mich aber wohl kaum interessiert. Mein Vater hatte während meiner Geburt auf dem Flur warten müssen. Wer genau meine Nabelschnur durchgeschnitten hatte, weiß ich daher nicht. 

Kurz nach meiner Geburt erfuhr ich, dass ich Thorsten heißen sollte. Das fand ich ganz gut, denn wäre ich ein Mädchen geworden, hätte ich Andrea geheißen. Nicht dass ich diesen Namen nicht schön finde, aber da mein vier Jahre älterer Bruder schon Andreas hieß, wäre das nicht so toll gewesen. Hätten wir dann noch einen Bruder bekommen, hätten meine Eltern ihn womöglich noch Andre genannt. Das wäre bestimmt gut gewesen, wenn uns unsere Mutter zum Essen gerufen hätte. Andre, Andrea, Andreas – Essen kommen. Oder schneller Andre – A – S – Essen kommen!

Nach der Geburt, kamen ich zusammen mit meiner Mutter auf die Neugeborenen-Station. Auf dem Zimmer war auch eine türkische Mutter, die ihre dritte Tochter zur Welt gebracht hatte. Als ihr Mann mitbekommen hatte, dass ich ein Junge war, dunkle Haare und braune Augen hatte, wollte er mich gegen seine neugeborene Tochter eintauschen. „Ich hab schon drei Mädchen. Ich will Junge. Du tauschen?“, soll er meinen Vater gefragt haben.

Mein Vater hat es nicht gemacht. Sonst würde ich heute vielleicht Ali heißen. Aber wenn ich so recht darüber nachdenke,  höre ich auch heute deshalb noch oft die Frage, aus welchem Land ich komme? „Bist du Türke oder Spanier oder sowas?“ Vielleicht bin ich ja doch vertauscht worden und der türkische Vater wollte eine Tochter und hat mich dafür eingetauscht, das würde einiges erklären.  Hätte ich doch mal einen Gentest gemacht. So sehr mich aber meine Eltern geliebt hatten, wusste ich, dass ich nicht ver- oder getauscht wurde.

Fortsetzung folgt…

Hier ist noch ein Video mit der Tagesschau von meinem Geburtstag. Schade, dass dort noch nicht von meiner Geburt berichtet wurde……


Kapitel 3: Der Ursprung des Seins: meine Eltern

Meine Mama

Meine Mutter, Brigitte, Jahrgang 1948, war bei meiner Geburt 28 Jahre alt. Sie war eine geborene Hümmerich. Geboren wurde sie in Schönebeck an der Elbe. Zu jener Zeit lag die Stadt in der sowjetischen Besatzungszone, die im Oktober 1949 zur Deutschen Demokratischen Republik – DDR – wurde. 1951 zogen meine Großeltern zusammen mit meiner Mutter und ihrem älteren Bruder nach Heidelberg am Neckar,  um kurze Zeit später weiter nach Bottrop zu ziehen, wo mein Opa Arbeit gefunden hatte. Er selber wurde in Essen geboren und wollte daher unbedingt wieder zurück ins Ruhrgebiet.

Nach der achtjährigen Schulzeit auf der Volksschule machte meine Mutter eine Ausbildung zur Verkäuferin in einem Backwaren- und Lebensmittelladen in Bottrop. Vor Abschluss ihrer Ausbildung hatte sie eine Blinddarmentzündung, als sie bei Verwandten im Urlaub war. Der Krankenwagen brauchte unendlich lange sie in ein Krankenhaus zu bringen. Als meine Mutter dort ankam, wurde ihr in einer Not-OP der Blinddarm entnommen. Sie erzählte einmal, dass der Blinddarm kurz vor dem Durchbruch war und sie das vielleicht nicht überlebt hätte. So wäre ich fast nie entstanden. Von der Operation zeugte eine lange Narbe an ihrem Bauch. 

Nachdem sie 4 Wochen später ihre Ausbildung wieder aufnahm, verlangte ihr Chef, dass sie Säcke mit Mehl tragen sollte, jeder war 50kg schwer. Ihr Arzt hatte ihr untersagt, solche schweren Sachen zu heben und daher verweigerte sie diese Aufgabe.  Nachdem ihr Chef ihr freundlich sagte, dass sie dann gehen könne, ging sie nach Hause und kam kurz darauf mit ihrem Vater zurück. Er machte dem Herrn dann die Lage klar und beendigte den Ausbildungsvertag seiner Tochter.  Kurze Zeit später begann meine Mutter bei Siemens in Gladbeck zu arbeiten, wo sie Verbindungseinheiten für Telefon zusammenbaute.

Mein Papa

Mein Vater, Edgar, Jahrgang 1944, war bei meiner Geburt 33 Jahre alt. Die ersten Jahre seiner Kindheit verbrachte er in einer kleinen Bergarbeiter Siedlung, unweit der Zeche Prosper II, auf der sein Vater als Schreiner arbeitete. Im Jahre 1951 hatten seine Eltern genug Geld gespart, um sich ein kleines Häuschen am Stadtrand kaufen zu können. Und so wuchs mein Vater in einem Neubau-Viertel auf, in einem Haus, dass auf zwei Etagen gerade Mal 63m² Wohnfläche hatte, wobei die obere Etage dazu noch vermietet war. Zusammen mit seinen beiden jüngeren Schwestern und seinen Eltern lebte er in der 3-Zimmer-Wohnung. Im Stall hinter dem Haus wurden Nutztiere, wie Schweine oder Hühner gehalten und im eigenen Garten baute mein Opa Obst und Gemüse an.

In seiner Jugend hatte mein Vater regelmäßige Ohrenentzündungen und daher lag er im Alter von 13 Jahren 9 Monate lang in einem Krankenhaus, wo Ärzte versuchten, seine empfindlichen Ohren zu behandeln. Da die Medizin aber noch nicht so weit war, musste links das komplette Innenohr entfernt werden. Rechts führte die Entzündung zu einer Reduzierung der Hörfähigkeit.  

Seine Schwerhörigkeit störte ihn nicht sehr, und als er seine Ausbildung zum Maurer machte, verschaffe er sich in der Berufsschule immer extra Bedenkzeit, weil er seine Lehrer immer wieder aufforderte die Aufgabe noch einmal zu wiederholen, auch wenn er sie bereits beim ersten Mal verstanden hatte.

Auf dem Bau arbeitete mein Vater dann zwischen 1958 und 1968 im Akkord, mauerte ein Haus nach dem anderen und erlebte so manche interessante Geschichte. Gegen Ende dieser Zeit lernte er Brigitte kennen. Die beiden verliebten sich und wollten schnell heiraten. Denn nur wenn man verheiratet war, konnte man damals eine gemeinsame Wohnung mieten.

1968 wurde es ruhiger in der Bauindustrie, meine Mutter verdiente als ungelernte Kraft bei Siemens mehr als mein Vater und so wechselte mein Vater auf die Kokerei Prosper in Bottrop und begann hier eine Tätogkeit als einer von 60 Ofenmaurern. Ein Jahr später, am 9. Mai 1969 heirateten meine Eltern im Bottroper Standesamt, einen Tag später kirchlich in der evangelischen Martinskirche in der Bottroper City. Die anschließende Feier wurde mit der Super-8-Kamera meines Vaters im Bild festgehalten, zumindest beinahe. Leider hat mein Vater vergessen, eine Filmrolle einzulegen, und so wunderte sich mein Onkel, der damals 11 Jahre alt war, dass er minutenlang Filmen konnte, ohne das die Kamera ausging. Ninja, immerhin gibt es Fotos von diesem Tag.

Meine Eltern bezogen damals eine Bergarbeiter Wohnung im Bottroper Stadtteil Ebel, nur wenige hundert Meter von Papas Elternhaus entfernt. Da es aber ziemlich weit zu ihren beiden Arbeitsstätten war, zogen meine Eltern dann im Jahr 1972 in die Boy um. Hier hatten sie eine 73m² große Wohnung mit eigenen Garten und genug Platz um hier eine kleine Familie groß zu ziehen. Im August 1973 kam mein Bruder Andreas zur Welt. Vier Jahre, 3 Wochen und 6 Tage später folgte ich dann.

Hochzeitsfoto meiner Eltern vom 9. Mai 1969
(Das Datum sollte 45 Jahre später wieder eine wichtige Rolle spielen)